INCARNATUS


Uns ist ein Kind geboren. Gott kommt zu uns als Mensch. Der ewige, große Gott bindet sein Wesen an den Lebensablauf eines Menschen von Geburt bis zum Tod.


Er kommt zur Welt nicht in Glanz und Pracht. Seine Wiege ist eine Futterkrippe, eine armselige Umgebung auf dieser Erde. Kein Fürstenhof - eine kleine Hütte wird seine erste Herberge.


Seine Eltern umsorgen ihn, Sie waren vorbereitet durch den Engel, durch Elisabeth und ihren Sohn Johannes. Ja, aber Maria und Josef verstehen ihn nicht. Einen Säugling muss man aber auch nicht verstehen. Man muss ihn einfach lieb haben.

Das ist die Botschaft zu Weihnachten. Wir sollen ihn lieb haben, diesen Jesus. Es gibt wohl kaum ein innigeres Verhältnis zwischen zwei Menschen als die Liebe zwischen Mutter und Kind – ohne Vorbehalte, ohne Verstehen, unbegreiflich.


So unbegreiflich wendet sich Gott unserer Welt zu, mitten hinein in ein menschliches Schicksal, das wir nicht ergründen können. Maria kann nur ahnen, wen sie da im Arm hält. Unser Verständnis ist nur menschlich – von unseren Erfahrungen geprägt. Unsere Erkenntnis ist an einen Ablauf von Mo­menten unseres Lebens gebunden. Wie sollen wir da Gottes ewigen Geist in diesem kleinen Erden­bürger erkennen. Auch Maria und Josef können das nicht begreifen. Nicht in dieser Nacht der Ge­burt ihres Sohnes Jesus - noch später als sie ihn groß zogen - haben sie jemals richtig begriffen, dass ihr Sohn der Heiland, der Erlöser der Menschheit gerade bei ihnen das Licht der Welt erblickte.


Und wir? Wir sollen begreifen, dass Gott ganz für uns Menschen da ist, vom Anfang bis zum Ende. Nicht weil wir ihn verstehen wollen oder können, nicht weil wir ihn empfangen in Glanz und Gloria, nicht weil wir so gut zu ihm sind. Wir sollen die Liebe Gottes erfahren wie ein Kind. Ohne Vorbe­halte, ohne unser Zutun, ohne unsere Verdienste. Wir können dem Schöpfer nicht mit Werten gegen­über treten, die wir geschaffen haben. Ein Kind kommt nicht mit einem Punktekonto auf die Welt, das es als liebenswert ausweist.


Gottes menschliche Geburt, ein Leben auf dieser Erde, das wir nur als Geschenk annehmen können, ist auch für uns unbegreiflich. So unbegreiflich wie das große Glück der jungen Mutter, die ihren neugeborenen Sohn in ihren Armen hält. Frohe Weihnachten!


Klaus Ziegenhagen